Unsere Gärtnerinnen bewirtschaften den SoLawi-Acker nach einer Anbaumethode, die als Market Gardening bzw. Marktgärtnerei (nach Jean-Martin Fortier) bezeichnet wird. Es handelt sich um eine biointensive Methode, bei der auf relativ kleiner Fläche vielfältige Kulturen stehen, die sich ständig abwechseln. Zudem bauen wir unser Gemüse ökologisch an, wodurch wir nicht nur gesunde Lebensmittel erhalten, sondern gleichzeitig den Boden regenerieren und Lebensraum für zahlreiche Arten schaffen. Kennzeichnend für Market Gardening ist weiterhin der Verzicht auf große Maschinen und die Direktvermarktung der Erzeugnisse, wie z.B. in unserem Fall: über die Solidarische Landwirtschaft.

Warum Market Gardening – und wie setzen wir es um?

Nach den Prinzipien des Market Gardening anzubauen, bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Zunächst ist nur eine relativ kleine Fläche nötig, um einen vergleichsweise hohen Ertrag zu erwirtschaften. Wir versorgen mit unseren ca. 5000 m2 Beetfläche um die 80 Haushalte ganzjährig mit frischem Gemüse. Allgemein wird davon gesprochen, dass im biointensiven mit bis zu 200-mal mehr Ertrag pro Hektar gerechnet werden kann als im konventionellen Anbau. Das liegt beispielsweise daran, dass die Beete nach der Ernte direkt wieder belegt werden (wodurch mehrere Kulturen über das Jahr auf einem Beet wachsen können) und die Abstände zwischen den Pflanzen deutlich geringer sind.

Effizienz und Produktivität werden trotz der erforderlichen Handarbeit durch eine ausgeklügelte Anbauplanung und eine systematische Arbeitsweise sichergestellt. Beispielsweise sind die Maße von Beeten und Geräten genau aufeinander abgestimmt.

Eine kleine Fläche intensiv von Hand zu bewirtschaften, hat außerdem den Vorteil der größtmöglichen Qualitätskontrolle. Krankheiten und Schädlinge können (vor-)schnell erkannt und bekämpft werden. Gleichzeitig wird weniger verschwendet: wenn wir sehen, dass eine Kultur erntereif ist, geht sie direkt in die Verteilung.

Auf unserem Acker kommt es durch die ständige Belegung der Beete zu weniger Erosion. Auf brachliegenden Flächen wird die kostbare Muttererde nämlich vom Wind abgetragen. Außerdem verdunstet weniger Wasser, und die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern nimmt zu. Das wiederum verringert den gesamten Wasserbedarf.

Da im Market Gardening auf den Einsatz großer Maschinen und zumeist auch anderer Agrar-Technik verzichtet wird (abgesehen von Einachser und Bewässerungssystemen), werden die Investitionskosten sowie der Verbrauch von Energie und anderen Ressourcen drastisch gesenkt.

Ohne große Maschinen die den Boden verdichten würden, bleibt das Bodenleben - welches die Grundlage für einen lebedigen und gesunden Acker darstellt - intakt. Die Fruchtbarkeit des Bodens wird durch Einhaltung der Fruchtfolge (also die Rotation der Beetbelegung zur Abwechslung von Stark-, Mittel und Schwachzehrern sowie verschiedenen Pflanzenfamilien) und organische Düngung (über Gründüngung, die Zugabe von Kompost/Mist oder Pflanzenjauchen etc.) sichergestellt.

Die Fruchtfolge beugt auch Krankheiten und Schädlingen vor, die sich ohne den Wechsel an einem Ort festsetzen und vermehren würden. Ansonsten erfolgt die Schädlingsbekämpfung händisch oder durch Nützlinge, die angelockt oder ausgesetzt werden. Krankheiten behandeln wir mit biologischen Mitteln wie beispielsweise Pflanzentees.

In Mischkulturen zu pflanzen, also Pflanzen nebeneinander zu setzen, die einander positiv beeinflussen oder Schädlinge voneinander fernhalten, ist ein weiterer Aspekt, den wir in unsere Planung einbeziehen. Weiterhin verwenden wir Mulch (z.B. Stroh), der die Feuchtigkeit im Boden speichert und den Unkrautdruck verringert.

Die Vielfalt an unterschiedlichen Gemüsearten schützt vor Ausfällen, da davon meist nur einzelne Kulturen betroffen sind. Zudem fördert sie Biodiversität. Wir verwenden biologisches, samenfestes Saatgut von teils alten und seltenen Gemüse- und Kräutersorten, die wiederum Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Insekten und andere Tiere bilden - von Mikroorganismen und Bodenlebewesen über Käfer, Bienen, Schmetterlinge bis hin zu Amphibien und sonstigen Kleintieren.

Market Gardening lohnt sich also nicht nur wirtschaftlich: Ressourcen werden geschont, der Boden regeneriert sowie die Artenvielfalt gefördert. Das macht diese Methode für uns so zukunftsfähig und nachhaltig.